Arp Schnitger Orgel Datenbank

Präsentation Orgel

Geschichte Überblick:	Neue Orgel, mit älterem Material 1686 - 1688 Norden, Kirche St. Ludgeri Schnitger, Arp (bapt. 1648-07-09 - buried 1719-07-28) Erweitert 1691 - 1692 Norden, Kirche St. Ludgeri Schnitger, Arp (bapt. 1648-07-09 - buried 1719-07-28) Disposition geändert 1847 - 1917 Norden, Kirche St. Ludgeri [unbekannt/unknown], ( - ) Umgebaut mit geänderter Disposition 1929 - 1931 Norden, Kirche St. Ludgeri Furtwängler und Hammer, ( 1883 - 1937) Umgebaut 1948 - 1959 Norden, Kirche St. Ludgeri Ott, Paul ( 1903-08-23 - 1991-10-28) Rekonstruiert 1981 - 1985 Norden, Kirche St. Ludgeri Ahrend, Jürgen ( 1930-04-28 - ) Inventar 2013 Norden, Kirche St. Ludgeri Edskes / Vogel, ( - )
	Weitere Fotos
Ort:	Norden, Kirche St. Ludgeri
Tondokument:	Nicolaus Bruhns: Praeludium ex G Samuel Scheidt: Ballo del Granduca: Var 1 Samuel Scheidt: Ballo del Granduca: Var 2 Samuel Scheidt: Ballo del Granduca: Var 3 Samuel Scheidt: Ballo del Granduca: Var 4 Samuel Scheidt: Ballo del Granduca: Var 5 Samuel Scheidt: Ballo del Granduca: Var 1 Wiederholung Dieterich Buxtehude: Von Gott will ich nicht lassen (BuxWV 220)
Orgelbauer/Autor:	Edskes / Vogel, ( - )
Datum:	2013
Art der Arbeit:	Inventar
Disposition:	Rückpositiv CDE - c3 (47 keys) Principal 8' (P ab Fis) 1985 Gedact 8' 1618 Octav 4' 1688 Rohrfloit 4' 1688 Octav 2' 1618 Waldfloit 2' 1688 Ziffloit 1' 1688 Sexquialt II  1618 Tertian II  1688 Scharff IV  1985 Dulcian 8' 1985 Tremblant   Hauptwerk CDEFGA - c3 (45 keys) Principal 8' (P) 1985 Quintadena 16' 1618 Rohrfloit 8' 1618 Octav 4' 1618 Spitzfloit 4' 1985 Quinta 3' 1985 Nasat 3' 1985 Octav 2' 1618 Gemshorn 2' 1688 Mixtur VI  1985 Cimbel III  1985 Trommet 16' 1985   Brustpositiv CDEFGA - c3 (45 keys) Gedact 8' (H) 1688 Plockfloit 4' (H) 1688 Principal 2' 1985 Quinta 1 1/3' 1688 Scharff IV  1688 Regal 8' 1985   Oberpositiv CDEFGA - c3 (45 keys) Hollfloit 8' (H) 1692 Octav 4' 1692 Flachfloit 2' 1692 Rauschpfeiff II  1985 Scharff IV-VI  1985 Trommet 8' 1985 Vox humana 8' 1985 Schalmey 4' 1985 Tremblant   Pedal CDE - d1 (25 keys) Principal 16' (P) 1985 Octav 8' 1618 Octav 4' 1985 Rauschpfeiff II  1985 Mixtur VIII  1985 Posaune 16' 1985 Trommet 8' 1985 Trommet 4' 1985 Cornet 2' 1985
Koppel Information:	Schiebekoppel BP/HW
Subsemitonien (geteilte Obertasten):	nein
Temperierung:	Modifiziert mitteltönig
Stimmtonhöhe:	Chorton
Temperierung und Stimmtonhöhe Information:	ca. 5/8 Ton über normal Modifiziert mitteltönig (1/5 Komma)
Anzahl Manuale:	3
Pedal Art:	Selbständig
Zubehör:	2 Tremulanten Rp , Op Cimbelsterne Rp Vogelgesang
Gegenwärtige Situation:	ja
Prospekt Beschreibung:	(Scroll down for text in English) Für den Aufbau der Gehäuse wurde am südöstlichen Vierungspfeiler eine neue Empore gebaut, die hinten an den ersten beiden Pfeilern verankert ist und vorne durch einen auf zwei Ständern getragenen Unterzug zusätzlich gestützt wird. In diesem Bündelpfeiler laufen Bögen aus unterschiedlichen Richtungen zusammen. Der Schall kann sich in alle Teile der Kirche entfalten, wobei die Präsenz der Einzelwerke jeweils unterschiedlich ist. Die vorige Orgel befand sich in der Position des jetzigen Oberpositivs und erfüllte die Aufgabe einer Chororgel. Mit der Verbindung von Orgelspiel und Gemeindegesang entstand in der Zeit Schnitgers eine neue Funktion des Orgelklangs, der Schnitger mit seinem Entwurf entsprechen konnte. Am Vierungspfeiler ist das Pedalgehäuse angebracht, das flache Pfosten aufweist und an seiner auskragenden Vorderseite polygonal ist. Schnitger ist hier einer alten Gepflogenheit gefolgt und hat das ganze Pedal in einem nach dem Westen ausgerichteten Turm untergebracht. Im polygonalen vorderen Teil stehen 11 Prospektpfeifen: E – d vom Principal 16’. Auf beiden Seiten befindet sich ein Flachfeld mit jeweils 7 Pfeifen, die u. a. die Töne dis – d’ vom Principal 16’ enthalten. Das nur teilweise auskragende Rückpositiv ist fünfteilig. Die Prospektpfosten sind an der Vorderseite flach. Im polygonalen Mittelturm stehen die 7 Pfeifen Fis – c vom Principal 8’, in den spitzen Seitentürmen sind die Pfeifen cis – d’ aufgestellt, und die doppelt angelegten Flachfelder enthalten je 11 Pfeifen, wobei in den oberen Flachfeldern (mit Zimbelsternen) die Diskantpfeifen vom Principal 8’ stehen. Die oberen Flachfelder sind hier ausnahmsweise höher als die unteren. Auch die zum Chorraum ausgerichtete Seitenwand des Rückpositivs weist ein Flachfeld auf, allerdings mit stummen Pfeifen, bei denen es sich um die einzigen noch erhaltenen metallenen Prospektpfeifen Schnitgers in Norden handelt. Das untere Gesims der Orgelempore folgt den Umrissen des Bassturms und des Rückpositivs. Es ist klassisch gestaltet mit Architrav, Fries und Kronleiste. Das obere Gesims des Rückpositivs zeigt die gleichen Merkmale. Auch der Oberteil des Hauptgehäuses ist in der üblichen Form fünfteilig. Im polygonalen Mittelturm befinden sich 7 Pfeifen vom Principal 8’ (C D E F G A B), in den seitlichen Spitztürmen jetzt 7 Pfeifen pro Turm (H – cis’). Ursprünglich gab es 9 Pfeifen in jedem Spitzturm; davon waren die 4 neben den Gehäusepfosten stehenden Pfeifen stumm. Die oberen Flachfelder enthalten lediglich stumme Pfeifen. In den unteren Flachfeldern stehen jeweils 13 Pfeifen, davon 11 tönend (d’ – c”). An der Nordostflanke des Oberteils ist anstelle einer Füllung ein Pfeifenfeld mit 7 blinden Pfeifen angebracht. Zwischen diesem Feld und dem ersten Chorpfeiler befinden sich in gleicher Höhe 3 Flachfelder mit stummen Pfeifen: in der Mitte ein Feld mit 7 Pfeifen, flankiert von zweigeschossigen Feldern mit je 11 Pfeifen. Diese Attrappe verdeckt den Stimmgang zwischen Hauptgehäuse und Oberpositiv. Die Pfosten des Oberteils sind flach, und die zweigeschossigen Felder werden mittels Kämpferleisten voneinander getrennt. Das Kranzgesims sowie das obere Hauptgesims sind klassisch gestaltet. Der Unterbau mit den Brustwerkstüren, Registertafeln, Ständern und Riegeln ist flach. Die Brustwerkstüren weisen Schnitzwerk mit Akanthusblättern und Voluten auf. Segmentförmige Konsolen bilden den Übergang zwischen dem Unterbau und dem Oberteil. Oberhalb des Hauptgehäuses steht an der Wand in einem schlicht gehaltenen flachen Gehäuse das 1692 nachgelieferte Oberpositiv, in dessen Prospekt Flachfelder mit weit mensurierten Holzattrappen stehen. Auf dem Dach sind gesägte Ornamente angebracht. Sämtliche Prospektpfeifen (alt und neu, aus Metall und Holz, stumm und klingend) sind foliiert. Über die Herkunft der Ornamentik liegen keine Berichte vor. Von den Engelsfiguren auf dem Bassturm und den Mitteltürmen von Manualwerk und Rückpositiv wird berichtet, dass sie in Hamburg geschnitzt worden sind. Demzufolge werden sie Christian Precht zugeschrieben. Ob dies auch für das übrige Schnitzwerk gelten kann, bleibt ungewiss. Aufgrund der Qualität und der sonstigen Details könnte es in Hamburg geschnitzt worden sein. Auffällig ist die zurückhaltende Plastizität. Nachdem die Restaurierung und Rekonstruktion der Schnitger-Orgel im Jahre 1985 abgeschlossen war, wurde das zunächst von der dunklen Lasur ganz befreite holzsichtige Gehäuse mit einer dünnen rötlichen Lasurfarbe versehen (nach Befund), während das ganze geschnitzte Dekor durchweg vergoldet wurde. So setzt die Orgel auch optisch einen besonderen Akzent in dem Kirchenraum, der vorher weiß gekalkt war und bei der letzten Kirchenrenovierung wieder die alte Farbenpracht zurückerhalten hat. = = = = = = = = = = For the installation of the case at the southwest pillar of the crossing, a new balcony was built, anchored at the rear of the first two pillars and additionally supported at the front by a girder supported on two posts. At this compound pillar arches converge from different directions. The sound can develop into all parts of the church, where the presence of the individual divisions is different in each case. The previous organ was in the same position as the current Oberpositiv and filled the function of a choir organ. The combination of organ and congregational singing developed in Schnitger’s time and gave the organ sound a new function, which Schnitger could conform to here with this design. The pedal case is placed on the crossing pillar, the flat side prominently displayed, and polygonally shaped on the cantilevered façade side. Here Schnitger follows an old practice of housing the entire pedal division in a single tower facing west. In the polygonal front there are eleven façade pipes, E - d from the Principal 16'. On both sides there is a flat field each containing seven pipes that, contain, among other things, d# - d' from the Principal 16'. The partially cantilevered Rückpositiv is divided in five parts. The façade posts are flat on the front. The polygonal central tower contains seven pipes, F# - c, from the Principal 8'. In the pointed side towers, the pipes are c# - d', and the double-story flat fields each contain eleven pipes, the upper stories (with the Cimbelsterns) of which contain treble pipes from the Principal 8'. The upper flat fields here are taller than the lower ones, an unusual feature. Also the side wall of the Rückpositiv that faces in toward the Choir has a flat field with dummy pipes, containing the only preserved Schnitger metal façade pipes in Norden. The lower molding of the organ balcony follows the contours of the bass tower and the Rückpositiv. It is classically designed with architraves, friezes, and crown moldings. The upper cornice of the Rückpositiv shows the same characteristics. The upper part of the main case is also divided into the usual five sections. In the polygonal central tower there are seven pipes from the Principal 8’ (C D E F G A B), the pointed towers on each side now contain seven pipes per tower (H – c#'). Originally there were nine pipes in each tower, of which the four standing next to the case posts were dummies. The upper flats contain only dummy pipes. The lower flat fields each contain thirteen pipes, eleven of them sounding (d' - c'). In the northeast section of the upper case, instead of a panel there is a pipefield with seven dummy pipes. Between this flat and the first Choir pillar, at the same height are three flats with dummy pipes: one in the middle –a flat with seven pipes – flanked by two-story flats with elven pipes each. These dummy fields cover the tuning walkway between the main case and the Oberpositiv. The posts of the upper case are flat, and the double-story flats are separated by cap moldings. The crown moldings as well as the upper rails are classically designed. The lower case with the Brustwerk doors, stopboards, columns and bars is flat. The Brustwerk doors are carved with acanthus leaves and scrolls. Segment-shaped cornices form the transition between the lower and upper cases. Located above the main case, the Oberpositiv stands on the wall in a simply designed flat case. It was delivered in 1692. The façade contains flat fields with widely scaled wooden dummy pipes. Sawn-out ornaments are attached to the roof. All of the façade pipes (old and new, from metal and wood, silent and sounding) are foliated. There are no available records concerning the provenance of the ornaments. It is reported that the angels on the bass tower and the central towers of the Hauptwerk case and the Rückpositiv were carved in Hamburg. Consequently, they have been attributed to Christian Precht. Whether this may also apply to the rest of the carvings remains uncertain. Considering their quality and other details they could have been carved in Hamburg. What is most striking is their restrained plasticity. After the restoration and reconstruction of the Schnitger organ was completed in 1985, the wooden case, which had been completely cleaned of a dark layer of glaze, was given a thin reddish glaze color (based on traces of pigment on the case) and all of the carved decorations were completely gilded. Thus, the organ is also a visually stunning accent in the church interior, which was previously whitewashed and after the last church renovation has also been given back its old blaze of color.
Prospekt Geschichte:	(Scroll down for text in English) Gehäuse: Arp Schnitger Schnitzereien: original Prospektpfeifen: rekonstruiert Farbbehandlung: Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands (holzsichtig mit Lasurfarbe) = = = = = = = = = = Case: Arp Schnitger Carvings: original Façade pipes: reconstructed Color treatment: Reconstruction of the original condition (holzsichtig mit Lasurfarbe)
Prospektpfeifen Information:	(Scroll down for text in English) 1692 fügte Schnitger das Oberpositiv hinzu. Die Vorderseite enthält keine klingenden Prospektpfeifen, sondern stumme Holzattrappen. = = = = = = = = = = In 1692 Schnitger added the Oberpositiv as a fourth division, in a very simply designed case located in an almost invisible position behind and above the Hauptwerk. The façade contains no sounding pipes, just wooden dummies.
Sonstige Information:	(Scroll down for text in English) Auf einer Geestinsel, die dem oldenburgisch-ostfriesischen Geestrücken im äußersten Nordwesten Deutschlands vorgelagert ist, liegt die Stadt Norden. Sie ist die älteste Stadt Ostfrieslands und hatte seit der Marscheindeichung im 11. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert hinein eine große Bedeutung als Viehmarkt, Hafenstadt und Handelsplatz. Schon von weitem fällt eine über die Dächer der Stadt hinausragende, große Baumgruppe ins Auge. Sie gehört zum 6,6 ha großen Norder Marktplatz, einem der größten Marktplätze Deutschlands. Inmitten der Baumgruppe ragt das hohe Dach der heute größten mittelalterlichen Kirche Ostfrieslands empor, die im Zentrum des Marktplatzes steht. Der älteste Teil dieser Kirche ist das niedrige Langhaus, das im frühen 13. Jahrhundert als romanische Einraumkirche erbaut wurde. Diese schloss im Osten mit einer halbrunden Apsis (Altarraum) ab. Im frühen 14. Jahrhundert wurde zu dieser Kirche der Glockenturm erbaut. Etwa um dieselbe Zeit (vermutlich 1318) wurde die Kirche im Osten um ein Querhaus mit Kreuzgewölben erweitert. Nachdem diese bereits im 15. Jahrhundert wieder eingefallen waren, wurde 1445 das ganze Querhaus mit verstärkten Mauern und Pfeilern in der heutigen Gestalt wieder aufgebaut. Anschließend wurde der alles überragende, dreischiffige Hochchor errichtet, der vermutlich um 1455 fertiggestellt war. Der Grundriss des Hochchores gleicht dem des 1443 fertiggestellten Chorbaus der Martinikerk in Groningen, der lediglich noch etwas höher gestreckt ist. Beide Chöre haben einen Chorumgang. Maßgeblich am Wiederaufbau des Querhauses und dem Neubau des Chores beteiligt war der Norder Häuptling und spätere ostfriesische Reichsgraf Ulrich I. aus dem Hause Cirksena. Die Ludgerikirche beherbergt eine Orgel von großer Bedeutung: Sie ist nicht nur das zweitgrößte in den Zustand der Erbauungszeit zurückversetzte Werk Arp Schnitgers und die größte Orgel Ostfrieslands, sondern das Instrument verdient allein schon durch seinen außergewöhnlichen Aufstellungsort Beachtung. Die 1618 von Edo Evers erbaute dreimanualige Vorgängerorgel befand sich an der Südmauer des Chores, in der Nähe des heutigen Oberpositivs. Die seitliche Aufstellung vor der Südwand des Chores, die Lage des Rückpositivs mit dem Prospekt in der Mitte des Vierungsbogens nach Osten und die Position des einzelnen Pedalturms vor dem nordöstlichen Vierungspfeiler gehören zu den eindrucksvollen innovativen Leistungen Arp Schnitgers. Der Kontrakt zum Orgelneubau in St. Ludgeri wurde am 26. Februar 1686 geschlossen, wobei 29 Register auf Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal vorgesehen waren. Dabei sollten 10 Register aus der Vorgängerorgel übernommen werden. Ab Mai 1687 kamen die Orgelteile per Schiff in den Hafen von Norden, der damals noch eine unmittelbare Verbindung zur Nordsee hatte. Im November war die Orgel spielbar. Durch den Abnahmebericht vom 25. Januar 1688 wissen wir, dass Schnitger über den Kontrakt hinaus noch ein Brustpositiv hinzugefügt hatte. 1692 fügte Schnitger das Oberpositiv als viertes Manualwerk hinzu, allerdings in einer sehr einfachen Gestaltung des Gehäuses. Die Vorderseite enthält keine klingenden Prospektpfeifen, sondern stumme Holzattrappen. Die Traktur ist mit der oberen Manualklaviatur verbunden, die auch das Brustpositiv spielt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Konzeption der Orgel mit Ausnahme der Klaviaturen und der Bälge zwar nicht verändert, doch gingen zahlreiche alte Register im Laufe der Zeit verloren, zuletzt 1917 durch die Ablieferung der Prospektpfeifen zu Kriegszwecken. 1929–31 wurden durch die Firma Furtwängler & Hammer (Hannover) unter der Fachberatung von Christhard Mahrenholz Reparatur- und Restaurierungsarbeiten durchgeführt, bei denen erstmalig vorbereitende Untersuchungen an anderen Schnitger-Orgeln durchgeführt wurden. Obwohl die rekonstruierten Register klanglich nicht den alten entsprachen, war dieses Projekt ein wichtiger Schritt in die Richtung der Wiederherstellung des Zustands aus der Erbauungszeit. Bei Arbeiten in den Jahren 1948–59 durch Paul Ott (Göttingen) kam es durch die Verminderung des Winddrucks zu Veränderungen am Pfeifenwerk. Andererseits wurde die pneumatische Traktur, die 1931 für das Oberpositiv, das Pedal und für die Zusatztöne angelegt worden war, durch eine mechanische Traktur ersetzt. In den Jahren 1981–85 erfolgte eine Restaurierung der Orgel nach strengen denkmalpflegerischen Maßstäben durch Jürgen Ahrend (Leer-Loga). Dabei wurden 25 Register, die Keilbälge, Windkanäle, Sperrventile und Tremulanten sowie die Klaviaturen und ein Teil der Mechanik rekonstruiert. Für die Einstimmung der Orgel wurde eine modifiziert mitteltönige Temperatur gewählt. Dieses Stimmsystem hat als „Norder Stimmung“ bei Restaurierungen und Neubauten eine weite Verbreitung gefunden. ====== Unter den erhaltenen Instrumenten Schnitgers ist die Norder Orgel in vieler Hinsicht die ungewöhnlichste. Dies hängt vor allem mit ihrer Aufstellung im Raum zusammen. Die bauliche Anlage der Kirche und die hiermit zusammenhängenden akustischen Probleme waren für Arp Schnitger zweifelsohne eine Herausforderung: Das Langhaus, das 1746 eine Holztonnendecke erhielt, besaß ursprünglich eine niedrige Balkendecke. Das höhere Querhaus ist in Stein überwölbt, und hinter dem Chorbogen entfaltet sich der imposante und wesentlich höhere Chorraum mit ganz eigenen akustischen Verhältnissen. Schnitger hat mit seiner kühnen Aufstellung der Werke versucht, dieser akustischen Problematik gerecht zu werden. Für den Aufbau der Gehäuse wurde am südöstlichen Vierungspfeiler eine neue Empore gebaut, die hinten an den ersten beiden Pfeilern verankert ist und vorne durch einen auf zwei Ständern getragenen Unterzug zusätzlich gestützt wird. In diesem Bündelpfeiler laufen Bögen aus unterschiedlichen Richtungen zusammen. Der Schall kann sich in alle Teile der Kirche entfalten, wobei die Präsenz der Einzelwerke jeweils unterschiedlich ist. Die vorige Orgel befand sich in der Position des jetzigen Oberpositivs und erfüllte die Aufgabe einer Chororgel. Mit der Verbindung von Orgelspiel und Gemeindegesang entstand in der Zeit Schnitgers eine neue Funktion des Orgelklangs, der Schnitger mit seinem Entwurf entsprechen konnte. ====== Nachdem die Restaurierung und Rekonstruktion der Schnitger-Orgel im Jahre 1985 abgeschlossen war, wurde das zunächst von der dunklen Lasur ganz befreite holzsichtige Gehäuse mit einer dünnen rötlichen Lasurfarbe versehen (nach Befund), während das ganze geschnitzte Dekor durchweg vergoldet wurde. So setzt die Orgel auch optisch einen besonderen Akzent in dem Kirchenraum, der vorher weiß gekalkt war und bei der letzten Kirchenrenovierung wieder die alte Farbenpracht zurückerhalten hat. Die Orgel mit ihrer singulären Aufstellung, ihrem wiederhergestellten Klang und ihrem festlichen Anblick präsentiert sich in diesem Kontext als ein wahres Kabinettstück. = = = = = = = = = = On a raised sandy hill between the North Sea coast and the Oldenburg-East Frisia geest ridge in northwestern Germany, lies the city of Norden. It is the oldest town in East Frisia and was, from the diking of the marsh lands in the eleventh century until into the seventeenth century, of great importance as a cattle market, seaport, and trading center. Noticeable from afar, one of the rooftops of the city protrudes above the others, from a large group of trees. It belongs to the 16-acre Norden marketplace, one of the largest marketplaces in Germany. The high roof of the largest surviving medieval church in East Frisia rises from this group of trees at the center of the town square. The oldest part of this church is the low nave, which was built in the early thirteenth century as a Romanesque basilica. It terminated in the East in a semicircular apse (altar room). In the early fourteenth century, the bell tower was built next to the church. At about the same time (probably in 1318), the church was extended to the east with a transept with vaulted ceilings. After this part collapsed already in the fifteenth century, a new transept was built in 1445 with strengthened walls and pillars in the style preserved in its present form. Then, the very tall three-aisled high choir was added, and was probably completed around 1455. The layout of the high choir is similar to that of the Martini Church choir in Groningen, which was completed in 1443. Both choirs have an ambulatory. Instrumental in the reconstruction of the transept and the building of the new choir was a member of a leading family in Norden and later Count of the Kingdom of East Frisia, Ulrich I from the House of Cirksena. The Ludgeri Church houses an organ of great importance: it is not only the second largest organ by Schnitger restored to its original state, and the largest organ in East Frisia, but the instrument itself deserves attention due to its unusual installation. Built in 1618 by Edo Evers, the previous three-manual organ was located on the south wall of the choir, near the present-day Oberpositiv. The sideways installation in front of the south wall of the choir, the placement of the Rückpositiv with its façade in the middle of the transept crossing facing East, and the position of the single pedal tower in front of the North-eastern transept pillar, are among Arp Schnitger’s most impressive innovative solutions. The contract for the new organ at St. Ludgeri was signed on February 26th, 1686. The organ would have 29 registers on Hauptwerk, Rückpositiv, and Pedal. Another 10 registers would also be incorporated from the previous organ. In May of 1687 the organ parts arrived by ship in the Norden harbor, which then had a direct connection to the North Sea. In November the organ was playable. From the organ examination report dated January 25th, 1688, we also know that Schnitger added a Brustpositiv to the contract. In 1692 Schnitger added the Oberpositiv as a fourth division, in a very simply designed case located behind and above the Hauptwerk. The façade contains no sounding pipes, just wooden dummies. The key action is connected to the upper manual keyboard, which also plays the Brustpositiv. In the eighteenth and nineteenth centuries, the concept of the organ with the exception of the keyboards and the bellows was not changed, but numerous old registers were lost over time, most recently in 1917, when the façade pipes were given up to the war effort. In 1929-31 the Furtwängler & Hammer Company (Hannover) with Christhard Mahrenholz as a consultant, carried out repair and restoration work, where, for the first time, preparatory studies on other Schnitger organs were performed. Although the reconstructed registers did not meet the sound quality of the old ones, this project was an important step in the direction of restoring the organ to its state at the time of construction. During work in 1948-59 carried out by Paul Ott (Göttingen), the wind pressure was reduced and this led to changes in the pipework. On the other hand, the pneumatic action, which was created in 1931 for the Oberpositiv, the pedal and for the additional notes, was replaced with a mechanical action. From 1981 to 1985, a restoration of the organ was carried out according to strict standards of historic preservation by Jürgen Ahrend (Leer-Loga). 25 registers, the wedge bellows, wind trunks, check valves and tremulants as well as the keyboards and some of the key action were reconstructed. The organ was tuned in a modified meantone temperament. This tuning system has become known as the “Norden Temperament” and been used in other restorations as well as in new instruments. ====== Among his surviving instruments, the Schnitger organ in Norden is unusual in many respects. This is mainly due to the instrument’s placement in the room. The physical structure of the church and its associated acoustical problems were undoubtedly a challenge for Arp Schnitger. The nave, which got a wooden barrel ceiling in 1746, originally had a low beamed ceiling. The higher transept is vaulted in stone, and behind the chancel arch is the imposing and much higher choir with its own acoustic conditions. With a bold positioning of the different divisions, Schnitger tried to come to terms with these acoustical challenges. For the installation of the case at the southwest pillar of the crossing, a new balcony was built, anchored at the rear of the first two pillars and additionally supported at the front by a girder supported on two posts. At this compound pillar arches converge from different directions. The sound can develop into all parts of the church, where the presence of the individual divisions is different in each case. The previous organ was in the same position as the current Oberpositiv and filled the function of a choir organ. The combination of organ and congregational singing developed in Schnitger’s time and gave the organ sound a new function, which Schnitger could conform to here with this design. ====== After the restoration and reconstruction of the Schnitger organ was completed in 1985, the wooden case, which had been completely cleaned of a dark layer of glaze, was given a thin reddish glaze color (based on traces of pigment on the case) and all of the carved decorations were completely gilded. Thus, the organ is also a visually stunning accent in the church interior, which was previously whitewashed and after the last church renovation has also been given back its old blaze of color. The organ with its singular placement, its restored sound and its festive appearance looks in this context like a true masterpiece.
Quelle(n) Information:	Edskes & Vogel 2013